In den letzten Wochen habe ich eine lang vernachlässigte Leidenschaft „wiederentdeckt“, wie man am letzten Artikel über das Magda Gruul Deck von Altmeister Raphael Lévy unschwer erkennen konnte. Magic the Gathering war für mich, und auch für meinen Bruder und weitere Freunde, Schulkameraden und Bekannte, das Spiel der Spiele schlechthin, noch weit bevor Schach und später Poker Texas Hold’em.
Angefangen hatten wir mit Magic in 1998, es muss rund um Exodus gewesen sein. Mein erster Starter war von Mirage / Trugbilder, und ich freute mich damals riesig über ein trampelndes 8/4 Nashorn – eine stinknormale „Common-Karte“, nicht sonderlich viel wert. Dass Magic-Karten sehr viel Geld wert sein können, wusste man damals schon. Allerdings ging es maximal um ein paar tausend Euro, wenn überhaupt.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da hat eine unlimited Black Lotus ein paar hundert Mark gekostet, ein Freund hatte mir von einem Deal erzählt, bei dem er 2 für 100 bekommen hatte (!). Neulich ist eine völlig angeranzte Version für 10000 Euro bei eBay verkauft worden. Und mein langjähriger Schulfreund Rechtsanwalt Dr. Ulrich Fleischer aus Köln hatte mir von einer Auktion erzählt, bei der im Januar diesen Jahres eine Alpha Black Lotus für über 500.000 $ über den virtuellen Tisch ging (!!!).
Spätestens dann wurde ich nach über zehn Jahren Abstinenz wieder neugierig. Erschwerend kam hinzu, dass die Magic Arena seit Neuestem auch auf Apple / iMac läuft, und nach den entsprechenden Downloads konnte es losgehen. Dass die Magic Arena Open dieses Mal im Sealed-Format stattfinden sollten, hatte mein Schicksal nur besiegelt, dass ich wieder fleißig bunte Kärten drehen würde, zumindest virtuell. Leider hatte es knapp nicht für Tag 2 gereicht: Nach 4 Siegen gabe es die erste Niederlage, bis ich mich zu einem 6-1 durchkämpfen konnte.
erinnert mich so bisschen an mein Deck – recht schnell, aber jetzt keine Bomben…leider nur 6-3 gegangen pic.twitter.com/LdlnO6eJPv
— John Rueth (@john_rueth) May 10, 2021
Natürlich musste es so kommen, wie es kam: Spiele 8 und 9 gingen auch verloren, sodass ich am Ende mit 6-3 nach Hause ging, ein 7-2 hätte für Tag 2 qualifiziert. Gegen die Bomben der Gegner hatte ich einfach keine Chance, da mein Pool insgesamt doch zu schlecht war und ich zudem auch noch zu viele Fehler gemacht hatte. Aber das ist heute egtl. gar nicht das Thema – ich hatte mich dann in den letzten Tagen gefragt, was fünf meiner absoluten Leidenschaften denn so alles gemeinsam haben? Neben MtG waren das in den letzten Jahren bzw. auch Jahrzehnten vor allem Business / Entrepreneurship, Ironman Triathlon, Poker und SEO.
Strategie
In allen Bereichen ist eine gute Strategie vonnöten. Spiele ich ein schnelles Deck oder eher ein Control Deck? Wie kann ich im Wettbewerb bestehen? Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt.
Competition
Sich mit anderen zu messen ist irgendwie dem Menschsein immanent – egal, ob das sinnvoll ist oder nicht. Aber ich fand es bei MtG schon immer interessant, auch auf Turnieren zu spielen. Gerne erinnere ich mich an den Trip zum Grand Prix London zurück oder auch an Lyon, Bologna, Rimini und Brüssel. Mit die schönsten Reiseerlebnisse habe ich im Zuge meiner Triathlon-Wettkämpfe gemacht, und auch in Sachen SEO misst man sich immer an den Wettbewerbern, die einem die SERPs streitig machen wollen.
Skill vs. Glück
In allen Bereichen spielt Glück durchaus eine Rolle, aber langfristig wird sich immer Skill / Geschick durchsetzen. Das gilt auch für das Pokern – ob das viele Menschen glauben wollen, oder nicht.
Ausdauer
Erfolgreich wird man nicht über Nacht, doch wer die nötige Ausdauer hat, der wird am Ende auch Fortschritte erzielen. Gerade bei Magic muss ich allerdings sagen, dass ich nie sonderlich erfolgreich war, zumindest im Vergleich zu den Pros. Beim Pokern lief es da deutlich besser, und in allen anderen Bereichen auch. Aber ich werde auf jeden Fall noch versuchen, endlich einmal Tag 2 zu machen;)
Slight Edges & Optimierung
Die kleinen permanenten Verbesserungen machen langfristig einen großem Unterschied. 1% jeden Tag würden nach drei Monaten fast 100% Verbesserung bedeuten. In diesem Zusammenhang verweise ich sehr gerne auf das Buch von Jeff Olson: „The Slight Edge“.
Risiko und unvollständige Information
In allen fünf Bereichen gibt es ein paar Faktoren, die nicht kontrollierbar sind. Im Unternehmertum hat man es immer auch mit Unwägbarkeiten zu tun – dabei muss es nicht gleich so etwas wie eine Pandemie sein. Welche Karten hält der andere? Wie wird das Wetter heute, kann ich ohne Neo schwimmen?
Spaß
In allen fünf Bereichen sollte man niemals den Spaß verlieren. Es bringt nichts, verbissen die WSOP gewinnen zu wollen – denn das kann man zwar wollen, aber die Wenigsten gewinnen ein Bracelet. Oder auch einen Grand Prix, geschweige denn eine Pro Tour. Auch der Business-Erfolg ist nicht immer garantiert, wobei Erfolg ja immer relativ ist. Triathlon betreibe ich in der Regel auch nicht, damit ich die WM auf Hawaii gewinne – die wenigsten menschlichen Wesen sind überhaupt in der Lage, sich für Hawaii zu qualifizieren, oder überhaupt eine Langdistanz über 3,9 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen zu finishen.
Magic the Gathering, Poker, SEO, Triathlon und Business haben also sehr viel gemeinsam, und ich wollte das einfach mal für mich festhalten. Kein Wunder, dass ich mich diese Themen schon immer irgendwie fasziniert haben und es vermutlich auch weiterhin tun werden:)