Die Wiener machen es seit Tagen vor: Sie haben ihre Uni seit dem 21. Oktober besetzt. Ihre Anfänge nahm die Besetzung in der Akademie der bildenden Künste – ist es nun auch in München so weit?
Vor nicht einmal einer Stunde wurde mir nebenstehender Zettel in die Hand gedrückt: Ob die Akademie hier in München wirklich besetzt wurde, kann ich nicht sagen. Ich habe nur ein größeres Polizeiaufgebot in der Ludwigstraße wahr genommen, kurz bevor ich in die U-Bahn huschte. Dort traten auch Gerüchte an mein Ohr, dass angeblich sogar noch die Uni München besetzt würde, was ich persönlich aber als sehr vage halte. Es ranken sich also viele Fragezeichen um sogenannte Besetzungen hier in München.
Die AdbK München ist besetzt
Ob der Funke aus Wien tatsächlich herüber schwappen wird? Der Muenchenblogger scheint die Besetzung der Akademie der bildenden Künste hier in München schon verifiziert zu haben. Das allein überrascht mich schon ein wenig, angesichts der sehr laschen Demos, die hier in den letzten Semestern bzgl. Studiengebühren und Bologna-Prozess statt gefunden haben.
Die finanzielle Situation für Studenten ist drastisch
Doch mittlerweile dürfte es auch reichen Münchner Kiddies (bzw. deren wohlhabenden Eltern) zu teuer werden, wenn jährlich 1000 Euro mehr abgedrückt werden müssen. Die Situation für Studenten, die nicht unbedingt betuchte Eltern zu den Ihrigen zählen können, ist hier tatsächlich bedenklich: wenn allein ein 400 Euro-Job angenommen werden muss, um die 15qm WG-Bude finanzieren zu können, wird es schwierig mit einem zügigen Studium.
München ist teurer als Hintertupfing
Dazu kommen noch die >30 Euro für den MVG und deutlich höhere Lebenshaltungskosten als -sagen wir mal- in Hintertupfing, wo sich Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen. Wenn man nun bedenkt, dass man in der Mensa teilweise mehr Geld los wird als beim Mäkkes um die Ecke, könnte man schon auf die Idee kommen, ein bisschen zu protestieren.
Laut Twitter „brennen“ die Unis überall
Ein kurzer Ausflug in die Twitterwelt sagt mir, dass neben der AdbK München anscheinend auch der Audimax in Potsdam und irgendwas an der TU Darmstadt besetzt wurden. Die Besetzungen scheinen sich nun wie ein Lauffeuer auszubreiten. Ich bin mal gespannt, wie Uni-Deutschland morgen aussehen wird.
Update: Die Liste der besetzten Unis wird immer länger – innerhalb weniger Stunden sind es nun schon sieben deutsche und elf österreichische.
Update: Der AudiMax der LMU scheint laut Bild.de und tagesschau seit dem 11.11.09 besetzt zu sein.
Wenn sich dadurch was ändert ist es schon in Ordnung. Ich hab viele Freunde am Gymnasium die sagen: Studieren ist mir zu teuer! Zum Glück mach ich eine duale Ausbildung (FOS+Ausbildung) da kann ich mir genug – zumindestens für die ersten 3-4 Semester – Geld für die FH zurück legen…
Hi Josty,
ganz ehrlich: ich könnte mir das Studium nicht mehr leisten. Monatlich fast 100 Euro mehr zu berappen ist einfach nicht drin – da muss man schon einiges an Idealismus und fast schon Optimismus mitbringen, wenn man sich für ein Studium entscheidet
Stand: Nach vom 6. auf 7. November
Am 5. November gegen 14:00 haben sich geschätzte 150 Studenten verschiedener Münchener Hochschulen vor der Akademie der Bildenden Künste in München zu einer Kundgebung versammelt, die sich unter anderem solidarisch mit den Hochschulbesetzungen in Wien, gegen die Ökonomisierung des Studiums und für freie Bildung artikuliert hat. Anschließend folgten die Versammelten spontan einem Aufruf und drangen in einen Saal des Altbaus der Akademie ein. Und haben die Akademie für „besetzt“ erklärt.
Die Leitung, Professorenschaft, Verwaltung und Mittelbau der Akademie wehren sich in Verhandlungen mit dem Kultusministerium seit Jahren gegen die verordneten Reformen im Rahmen des Bologna-Prozesses. Die Studiengebühren konnten nicht abgewendet werden, bei der Modularisierung ist eine Hinauszögerung der Einführung von Bachelor und Master bis 2014 erzielt worden. Die Studenten der Akademie sind aber erstaunlich wenig aktiv in Erscheinung getreten. Bis jetzt.
Der Funke, der sich an der Akademie der bildenden Künste in Wien (http://www.malen-nach-zahlen.at) entzündet hat ist auf mehrere österreichische, deutsche, italienische und, nach dem was ich gehört habe, auch auf andere europäische Hochschulen übergesprungen. Seit dem arbeiten, protestieren und nächtigen die Teilnehmer der Aktion im alten Sitzungssaal und weiteren Räumen der Münchener Akademie mit wechselnder Besetzung. Die Verwaltung „toleriert“ den Protest im Haus. Manche Professoren haben sich offen solidarisch erklärt und einige Werkstattleiter ihre Unterstützung zugesichert. Viele auswärtige Gruppen und Privatpersonen haben ebenfalls ihre Solidarität bekundet.
Unter den (nicht ausschließlich) Studierenden haben sich Arbeitsgruppen zu Inhalten und Organisation, Einzelinitiativen sowie eine über alle Erwartungen hinaus leckere Volxküche gebildet: „ohne mapf – kein kampf“. Die Teilnehmerzahl schwankt zwischen wenigen Dutzend, die rund um die Uhr die Stellung halten und geschätzten 300 im allabendlichen Plenum.
Weitere Unterstützung ist willkommen/gefragt/notwendig. Die Frage lautet: Wo stehst du?
Mancheiner denkt: „Mqn kann eh nix tun“ – die Aktion zeigt – es geht. Einen Flyer mitnehmen und irgendwo anders aufhängen ist schon cool.
Mancheiner fühlt sich nicht genügend informiert um sich öffentlich gegen z.B. den Bologna-Prozess usw. auszusprechen – ein diffuses Unbehagen, dass etwas schief läuft, qualifiziert ausreichend. Die Inhalte werden bis in die Punkte und Unterpunkte ausformuliert und vorgestellt.
Mancheinem sind die Art von Aktionen zu radikal, zu wirr, zu wenig radikal, zu strukturiert… – jeden Tag finden ein bis zwei Plenen statt. In diesen werden alle Themen absolut basisdemokratisch ausdiskutiert- jeder kann sich äußern, auch wenn es manchmal etwas dauert bis man dran ist. Oder spontan eine Aktion überlegen.
Vom Plenum Beschlossenes, z.B. Programm für den Tag unter http://www.bildungsstreik-muenchen.de/category/besetzung-aktion/
Ganz einfach: Macht die Akademie, wie sie euch gefällt.
Für jeden, der sich 100€ im Monat nicht leisten kann gibt es Bafög. Ich hasse es wenn Leute behaupeten sie können es sich nicht leisten zu studieren, obwohl sie schlicht und einfach keine Lust haben. Für jeden, der es sich nicht leisten kann gibt es staatliche Förderungsmittel, die man sogar nur teilweise zurückzahlen muss. Einen Teil muss man zurückzahen, klar, aber dafür verdient man ja auch mehr und durfte studieren während andere schon arbeiteten. Wie viel Privilegien wollt ihr denn noch? Man kann für ein besseres, gerechteres Bildungssystem kämpfen, aber doch nicht dafür, dass man sich auf Kosten anderer ausruht…
Hi Mr. XX,
ich war in der glücklichen Lage, dass ich zu keinem Zeitpunkt meines Lebens Bafög bekommen habe und seit vier Jahren arbeite, damit ich über die Runden komme. Auf einen Studienkredit hatte ich auch nie Lust, weil ich mir nicht sicher sein kann, ob ich überhaupt einen Job bekomme nach dem Studium. Ich kenne einige Studenten, die sich von Praktikum zu Praktikum hangeln, weil sie keinen Job finden, wo sie „ja auch mehr“ finden, sondern teilweise gar nichts.