Krimifans werden die deutsche Ausgabe von „Strindbergs Stern“ von Jan Wallentin schon heiß ersehnt haben: seit Ende März ist der Roman auch endlich in deutscher Sprache zu haben. Ich machte mir bisher ja gar keinen Begriff, was alles hinter diesem Debütroman des Schweden steckt – nur flüchtig hatte ich davon gehört. Bis gestern Morgen ein Anruf von Buchcontact kam:
Nach dem Telefonat und ein paar weiteren eMails stand ich auf der Gästeliste für die Lesung im Ampere Club München, wo der Autor höchstpersönlich passend zum Krimifestival erschien. Dieser ist jetzt schon ein echter Star, der nicht nur die Bestsellerliste in Schweden gestürmt hat (dort ist Strindbergs Stern seit Oktober 2010 zu haben), sondern jetzt schon in 24 Länder exportiert wird. An dieser Stelle nochmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Leseabend, der ich als „alte Leseratte“ gerne gefolgt bin;)
Fast pünktlich kurz nach 20 Uhr ging es los, und das Licht wurde gedimmt. Vorne auf der Bühne: der schwedische Autor Jan Wallentin neben einer Dame vom Fischer Verlag, die nach ein paar einführenden Worten gleich den Romancier, der bisher als Journalist tätig war, aus seinem Roman vorlesen ließ. Auf Schwedisch.
Ich dachte mir erst so: toll. Hätteste´ mal besser etwas Schwedisch gelernt statt NDL oder etwas anderes „Brotloses“; doch diese fremdsprachige Einlage währte nur ca. 1-2 Seiten lang, und durch den monotonen und kühlen, durchaus passenden Vortrag Wallentins wurde das Publikum auf die darauf folgende Kostprobe in deutscher Sprache eingestimmt.
Jan Wallentin ließ sich nach der Vorlesung nicht nur bereitwillig ablichten, sondern stand mir auch zu einem kurzen Gespräch zur Verfügung. So kühl, wie er auf dem Foto scheint, ist er übrigens nicht; das hat er vermutlich für´s Marketing gut einstudiert;). Wallentin ist ein echter Gentleman und durchaus sympathisch.
Spannung pur schon beim ersten Kapitel von Strindbergs Stern
Nach ein paar Minuten herrschte eine angespannte Stille, die sowohl von Hans-Jürgen Stockerl bzw. dessen Stimme virtuos erzeugt wurde, als auch auf den packenden Lesestoff selbst zurück ging. Auch Film habe Wallentin anfangs studiert, was man an seinem Schreibstil erkennen kann: wie bei einer geschickten Kameraführung tastet sich der Leser langsam an das Geschehen heran, bis sich das ganze Bild des Grauens abgezeichnet hat. Starke Bilder werden so erzeugt, die intensive Imagination sorgt für einen noch mitreißenderen Effekt.
Es geht zunächst um ein Kreuz, das von Hobbytaucher Erik bei einem seiner Tauchgänge gefunden wird. Um an diesen Gegenstand zu gelangen, muss er ein paar „Fäden“ und „Seile“ durchtrennen; zu spät bemerkt er, dass es sich um Haare und Finger einer konservierten Leiche handelt…
Wurde Taucher Erik vom medikamentenabhängigen Arzt Don ermordet?
An dieser Stelle soll gar nicht allzu viel vom Inhalt verraten werden, neben dem Taucher Erik taucht später noch ein drogenabhängiger Arzt namens Don auf, und zum mystischen Kreuz gehört noch ein Stern – Strindbergs Stern. Der Roman beginnt zunächst wie ein klassischer Krimi, doch Jan Wallentin wollte mehrere Genres mit seinem Erstlingswerk bedienen – ist selber auch gar kein passionierter Krimileser.
Es ziehen sich mehrere „rote Fäden“ durch den Roman, wie etwa die Geschichte um die Ballonfahrt zum Nordpol, die für Nils Strindberg und seine Begleiter 1897 mit dem eisigen Tod endete. Doch auch Okkultismus und Nazismus ziehen sich durch den Roman, was den ein oder anderen verwirren mag, vielleicht aber auch gerade der Grund für den Riesenerfolg von Strindbergs Stern ist.
Jan Wallentin hat auf jeden Fall mehrere Themen, die ihn bewegen, in den Roman gepackt und einfach den „Telefonjoker“ gezogen, falls er mal nicht weiter wusste. Als Journalist weiß er zu recherchieren: in Sachen Drogen rief er einfach einen Arzt an, der darüber Bescheid weiß, was man so nehmen muss; so entstand mit Don Titleman eine skurrile Romanfigur, die durchaus realitätsnahe Züge aufweist.
Kurzbiographie von Jan Wallentin
Ganz besonders gefiel mir der „Werdegang“ des im schwedischen Linköping gebürtigen Autors: Baujahr 1970, schrieb Jan Wallentin schon in seinen 20ern, bis es zur obligatorischen Schreibblockade kam, und er dann 15 Jahre lang (!) die Feder ruhen ließ. Keine seiner ersten fünf Romane hat er je veröffentlicht, da er sie für zu schlecht hielt.
Nach diversen Studienerfahrungen landete er beim Journalismus, dem er nun getrost den Rücken zukehrte: durch den Erfolg mit Strindbergs Stern kann er sich jetzt voll seiner Familie widmen, die Kinder nachmittags abholen und die Ehe pflegen, welche während der Entstehung des Romans einen bzw. mehrere „Stresstest(s)“ durchlief.
Ich bin mir sicher, dass Jan noch viele weitere Exemplare seines Romans bereitwillig signieren wird und auch bei uns Strindbergs Stern ein voller Erfolg wird. Einen Fan mehr hat der Autor, welcher mit einer gesunden Mischung humorvoller Ironie in den Tag geht**, auf jeden Fall jetzt schon;)
Den Roman „Strindbergs Stern“ von Jan Wallentin kann man (noch) auf Amazon kaufen*.
[** Auf die Frage hin, ob er denn nicht Angst habe vor seinem zweiten Roman, da es erfahrungsgemäß viel schwieriger ist, damit Aufmerksamkeit zu erzielen, meinte er nur: das sei ihm schon bewusst, aber die Kunst liege dann einfach darin, etwas ganz Kurzes schreiben;)]
;-)…Ich leihe dir das Buch gern aus..
Hi Alena,
ich hab mir das Buch mittlerweile auch zugelegt;)