Die Weimarer Republik hat so wie sie heute bezeichnet wird eigentlich nie existiert – zumindest vom Namen her. Letzterer wurde ihr quasi nachträglich verliehen. Die Bezeichnung dafür rührt unter anderem von der sogenannten Weimarer Verfassung her. Diese wurde am 11.08.1919 von Reichspräsident Friedrich Ebert unterzeichnet, und gliedert sich in zwei Teile auf:
einmal in den Aufbau und die Aufgaben des Reiches (Artikel 1-108) und Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen (Artikel 109-165). In den restlichen Artikeln (bis 181) sind Übergangs- und Schlussbestimmungen aufgeführt.
Die Weimarer Republik als unvollendete Demokratie
Die Revolution von 1918/19 zog jedoch keine wirkliche Annahme der Staats-, Verfassungs- und Gesellschaftsordnung nach sich. Somit kann Weimar zu recht als „Unvollendete Demokratie“ bezeichnet werden, da eine breite demokratische Basis – anders als es etwa in vielen Jahren der Fall in der Bonner Republik gewesen sein mag – in der Bevölkerung fehlte.
Vor der Weimarer Republik war Deutschland von Klassenparteien und einer Klassengesellschaft geprägt, die im Zuge des ersten Weltkriegs ihre Schranken fallen ließ. Ein weiteres wichtiges und prägendes Ereignis im Zusammenhang mit der Weimarer Republik ist die Inflation von 1922/23, die eine heftige Krise und hohe Arbeitslosigkeit nach sich zog.
Gute literarische Eindrücke vor dieser Zeit bzw. von den Ereignissen im ersten Weltkrieg kann man etwa in Remarques „Im Westen nichts Neues“ erhalten. Dieser Krieg hatte großen Einfluss auf die Wirtschaft, das Denken und die Politik der Weimarer Zeit, in welcher sich tiefgehende Wandel vollzogen. Vor allem in der Stadt wurde z.B. die neue Form der industriellen Massenproduktion sichtbar, Städte an sich wurden zum Synonym für die Moderne mit ihrer Janusköpfigkeit, in welcher lang etablierte Sozialbeziehungen in Familien aufgebrochen wurden.
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ ist eines der wichtigsten literarischen Werke zum frühen 20. Jahrhundert.
Monotonie und Anonymität wurden bei vielen weiteren Autoren wie zum Beispiel Döblin oder Fallada zum Thema, welche das ewige nimmermüde Treiben aufgriffen und auch die arbeitsrechtliche Stellung von Angestellten problematisierten.
Parteien wie die KPD oder NSDAP waren durchaus Parteien der Jugend, zu Zeiten, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen herrschte. Der Anteil an Deutschen unter 45 Jahren betrug im Jahre 1925 etwa 75%. Generell waren demokratische Gedanken in der Weimarer Republik nicht überall verbreitet – eine demokratische Kultur konnte sich in den wenigen Jahren noch nicht herausbilden, was einen der Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik darstellt.
Aus der Perspektive des Scheiterns heraus wurde lange Zeit versucht, die historischen Zusammenhänge monokausal zu rekonstruieren: die Frage, wie es bloß zum dritten Reich, zur Katastrophe kommen konnte, beherrschte anfangs die Forschung zur Weimarer Republik. Bei den Nazis selbst galt sie als Werk der „Novemberverbrecher“, das erst mit der „nationalen Revolution“ 1933 beendet werden konnte.
Die Lehren aus der Weimarer Demokratie spielten dann im Zusammenhang mit der Gründung der Bonner Republik eine wichtige Rolle: der parlamentarische Rat ließ sie bei den Beratungen über das Grundgesetz 1948/49 mit einfließen.
Weiterführende Literatur:
Kolb, Eberhard: Die Weimarer Republik (=Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 16), 3. durchges. und erg. Aufl., München 1993.
Möller, Horst: Die Weimarer Republik. Eine unvollendete Demokratie, München 2004.
Müller, Helmut: Schlaglichter der deutschen Geschichte, Mannheim 1990.
Bzgl. verschiedener Forschungstendenzen zur Weimarer Republik habe ich hier eine weitere Unterseite erstellt.
[Datum der letzten Aktualisierung: 15.02.2013]
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