Eigentlich wollte ich heute mal wieder ein wenig über die Deutsche Bahn (manchen vielleicht auch besser bekannt als Sauna auf Schienen) ablästern; doch das bringt ja auf Dauer irgendwie doch nichts, und außerdem habe ich in früheren Beiträgen und anderen Blogs schon ausgiebig auf ein paar Mißstände hingewiesen. Nur so viel: es ist nicht wirklich witzig, wenn man mal wieder 40 Minuten in der Kälte rumstehen muss, bloß weil die S-Bahn wieder mal aus mir nicht ersichtlichen Gründen „etwas“ Verspätung hat.
Doch dieses Mal ergriff ich die Gelegenheit beim Schopfe: Am Heimatbahnhof, der locker noch 10 km von meinem Heimatdorf entfernt liegt (ich bin auf dem Lande zwischen München und Augsburg groß geworden), kehrte ich ins Bahnhofstüberl ein, um die Wartezeit zu überbrücken, bis der nächste Bus kam. Es war mir ja kein Begriff, welch Ausgeburt einer gemütlichen bayerischen Boazn (preußisch etwa „Kneipe“) hinter der Eingangstüre auf mich wartete.
Das Bier schmeckt in einer echten bayerischen Boazn mindestens genauso gut wie auf der Wiesn – vermutlich besser, vor allem wenn das Bier nicht aus München ist, sondern vom Tegernsee kommt;)
Kaum einen Meter nach Betreten des Lokals schwebte mir eine ausgewachsene Rauchschwade entgegen, die mir erst einmal bis auf 1,5 m komplett Sicht und Atem nahm; ich fühlte mich in „gute alte Zeiten“ versetzt, als es noch kein Sakrileg war, dass sich die Leute einen Glimmstengel reinzogen und auch die artigen Nichtraucher mit dem Qualm bedachten. Der Weg zur Lunge will geteert sein!
Ich nahm Platz an der Bar und bestellte mir ein Helles. Tegernseer. Unglaublich – so ein kleines Kaff und trotzdem so viel Sinn für Geschmack! Ich finde es ja immer albern, wann alle Welt das Augustiner über den grünen Klee lobt. Wenn ich schon mal Bier trinke, dann eher ersteres; und dann auch nicht unbedingt auf der Wiesn, sondern in einer gmiatlichen Boazn.
Das gemütliche Bier mutierte leider dann irgendwann leider zu einer regelrechten Preßhoibn (etwa: ein allzu schnell getrunkener halber Liter besagten Gerstensaftes), und ich wankte leicht schummrig gerade noch so in den Bus, der mich dann wohlbehütet über ca. ein Dutzend weiterer Käffer ins Heimatdorf schaukelte. Ein nahezu perfekter abendlicher Ausklang, den ich im Prinzip ja nur der Deutschen Bahn zu verdanken habe. Merci dafür!
Wer übrigens „a nette Boazn“ sucht, der sollte mal hier vorbeischauen; dort ist auch ein Münchner Boaznführer verlinkt, der es einem ermöglicht, genuin bayerische Kultur in authentischen Kneipen Lokalen hochzuhalten.
Nette Geschichte 🙂 . Vorallem auch deswegen weil in besagten Käffern die Bahnhofskneipe oftmals das einzigste ist was sie so zu bieten haben. Gerade die „kleinen“ Kneipen bzw. jene die das Bier von „kleinen“ Brauereien vertreiben sind versteckte Perlen.
Vielleicht fährt ja anderswo wieder mal kein Bus und Du entdeckst auf Neue eine Boazn 😉 .
Hi Thomas,
danke – die Geschichte gibt es noch in einigen weiteren Varianten, da mich die DB in den letzten Jahren des Öfteren mit viel unverhoffter „Freizeit“ bedacht hat.
Man könnte mal eine Blogparade zu den jeweiligen Lieblingskneipen/-boazn anleiern;)
Blogparade? Durchaus möglich, dass da einiges zusammenkommen (könnte). Mangels der Tatsache, dass ich kein Kneipengänger bin wird es da natürlich etwas schwieriger mit der Teilnahme. So das eine oder andere Restaurant sollte dann schon auch mit möglich sein 🙂 .
Das könnte man ja auf jeden Fall noch ausbauen und gleich mit einem größeren Projekt verbinden: einen Kneipen- und Restaurantführer, der nur aus schönen Blogartikeln besteht;)