Beim aktuellen Webmaster Friday geht es um eines der Flagschiffe im Netz – die Wikipedia. Sie hat das Wissen bzw. die Wissensbeschaffung mit Sicherheit revolutioniert; es sind vor allem Nostalgiker, die noch dicke Brockhaus-Bände wälzen und das Haptische auch nicht missen möchten. Dabei erinnere ich mich selber gerne daran, wie ich vor ca. 10 Jahren als eine der ersten großen Anschaffungen die 17. Auflage des Brockhaus bei eBay erstand, nur um wenig später feststellen zu müssen, dass die Artikel nicht unbedingt immer „up to date“ waren.

Das aktuellste Lexikon im Netz

Dies ist bei Wikipedia anders: es gibt vermutlich kein (virtuelles) Lexikon, das aktueller ist. Doch das heißt noch lange nicht, dass diese Wissenssammlung zuverlässiger ist als andere Quellen – im Gegenteil. Vor ein paar Jahren war es etwa gerade in geisteswissenschaftlichen Studiengängen nachgerade untersagt, aus dem Internet zu zitieren – allen voran aus der deutschen Wikipedia, der englischen oder sonstsprachigen Wikipedia über wikipedia.org, welche es ja u.a. auch auf „boarisch“ gibt:D. Heutzutage findet sich fast auf jedem Handout mindestens ein Link zu diesem großartigen Projekt.

Die Wikepedia gehört zu den meistgelesenen Webseiten im Internet
Die Wikipedia gehört zu den meistbesuchten Websites im Internet – zurecht. Hier ein Screenshot von de.wikipedia.org am 31.08.12.

Gerade Wikipedia-Artikel kritisch lesen!

In manchen Informatik-Studiengängen ist es sogar so, dass Fachartikel teilweise gar nicht mehr publiziert werden, sondern einfach bei Wikipedia hochgeladen werden – und diese auch „state of the art“ sind. Auf der anderen Seite finden sich immer wieder Beispiele für Wikipedia-Artikel, die einfach sehr schlecht recherchiert und geschrieben sind. Es ist auf jeden Fall ein kritischer Blick notwendig, um das Gelesene auch richtig einordnen zu können.

Doch das gilt für alle Inhalte im Internet: mittlerweile kann wirklich jeder, der einen Internetzugang besitzt, auch in Sekundenschnelle seine Meinungen und sein Wissen publizieren. Durch Millionen von Blogs entsteht auch eine unglaubliche Fülle an Informationen, die nicht selten ungenügend gesichert und gesichtet ist – mit dieser Datenflut sorgsam umzugehen ist vielleicht eine der größten Herausforderungen unserer modernen Informationsgesellschaft.

Wikipedia zum schnellen Themeneinstieg

Zwar sehe ich die Wikepedia nicht ganz so betont positiv wie hier auf blogszene.com, doch bin auf jeden Fall ein Anhänger von der Idee, Wissen kostenlos zur Verfügung zu stellen, und zwar weltweit; zumindest dort, wo es schnelles Internet gibt – was auch heute noch in vielen ärmeren Regionen der Welt leider keine Selbstverständlichkeit ist. Ich finde viele Artikel durchaus lesbar, und wenn es nur zu einer ersten groben Orientierung zu einem Themengebiet geschieht.

Ähnlich wie Lucas halte ich das Autorensystem für sinnvoll, da so auch eine gewisse „Zuverlässigkeit“ bei der Qualität der Artikel entstanden ist und weiterhin gewährleistet wird – ich selbst habe auch schon bei vielen Artikeln mitgeschrieben, bin aber immer noch etwas von den 250 Beiträgen entfernt um den nächsten „Sonderstatus“ zu erlangen. Als „Ärgernis“ oder „Hindernis“ betrachte ich Wikipedia nicht – auch künftig werden sich viele Menschen finden, die kostenlos und ehrenamtlich ihr Wissen online zur Verfügung stellen. Und das ist auch gut so.

Allerdings würde ich grundsätzlich mehrere Quellen lesen und mich niemals nur auf einen Beitrag auf wikipedia.org beziehen. Als Student der Geschichte und Philosophie habe ich ohnehin über Jahre gelernt, Themen von verschiedenen Perspektiven und auch Autoren aus zu betrachten, und das erscheint mir als sehr wichtig: sowohl pro und contra müssen bei wirklich jedem Thema erkannt und abgewogen werden – erst dann wird eine reflektierte Meinung möglich.

Was ist Eure Meinung zur Wikipedia? Ich freue mich über anregende Kommentare!

5 Antworten auf „Ein paar Gedanken zur Wikipedia“

  1. Hi John,

    Ein sehr gut geschriebener und differenziert gestalteter Artikel zu Wikipedia! Man merkt, dass du Geschichte studiert hast ( Wir sind einfach die Besten 😀 )
    Auch ich bin ein großer Anhänger der Idee, Wissen kostenlos über das Internet zur Verfügung zu stellen. Noch besser ist, dass Wikipedia als offenes Gemeinschaftsprojekt konzipiert ist und quasi die ganze Welt mitarbeitet, Wissen allgemein zugänglich zu machen.
    Wikipedia ist somit eine tolle Sache und ich habe bereits Geld gespendet!
    Allerdings sehe ich auch negative Seiten. Du hast recht, dass einige Artikel qualitativ keinen besonderen Standard aufweisen. Ich denke, dass sich dieses Problem mit der weiteren Verbesserung aber zunehmend abmildern wird. Als Problem sehe ich, dass Wikipedia irgendwie doch recht intransparent ist. Es darf zwar lange und breit diskutiert werden, am Ende entscheidet doch eine graue Eminenz mit einem seltsamen Pseudonym. Klar muss irgendwann eine Entscheidung her und natürlich möchte sich ein ehrenamtlicher Mitarbeiter nicht die ganze Zeit rechtfertigen. Ich habe mich mittlerweile aber als Mitarbeiter ein wenig vom Projekt differenziert.
    Nur die Welt zu verbessern, ist dann aber auf Dauer auch irgendwie zu wenig 🙂

  2. Hi Robin,

    erst mal vielen Dank für Deinen konstruktiven Kommentar:D Da gebe ich Dir völlig recht, dass letzten Endes nicht immer ganz klar ist, wer da warum irgendetwas herumeditiert hat. Ich vermute, dass sich da teilweise auch eine Art Klüngel zusammengetan hat, der da vor allem bei kommerziellen Themen recht parteiisch eingreift. Aber so ist das eben in jedem System – überall gibt es Fehler, und überall kann manipuliert werden.

    Allerdings überwiegen die positiven Aspekte immer noch, und daher gehört das Wikipedia-Projekt meiner Meinung nach immer noch zu den besten überhaupt im Internet. Ich bin mittlerweile auch permanentes Fördermitglied, wobei das bei mir auch etwas gedauert hat, bis ich generell die „Scheu abgelegt habe“, online Geld auszugeben für vermeintlich „kostenlosen“ Content. Aber wenn wir alle ein bisschen mehr gute Inhalte wertschätzen würden, wäre sicherlich auch die Qualität besser – und das gilt auch insbesondere für Zeitungsportale im Netz, die manchmal wirklich zu wünschen übrig lassen…

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