Selten hatte ich ein solch mulmiges Gefühl vor einem WM-Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft. Deutschland vs. Ghana gehört ja nicht gerade zu den Klassikern, und wer gegen eine afrikanische Mannschaft in der Vorrunde rausfliegt, der würde zuhause sicherlich nicht gerade „gefeiert“ werden. Doch diese WM zeigt einmal mehr, dass die Zeiten „rauher“ geworden sind und es keine fußballerischen „Opfer“ mehr gibt – wenn man mal von den Nordkoreanern beim ihrem Debakel gegen Portugal absieht.
Jedenfalls haben sich die anderen europäischen Mannschaften auch nicht mit Ruhm bekleckert; ich bin der Meinung, dass die deutsche Nationalmannschaft eine ordentliche Leistung abgeliefert hat, die nur von ganz wenigen Mannschaften wie der aus Argentinien oder der aus Uruguay getoppt wird. Dass die Ghanaer weitergekommen sind, freut mich auch – möglicherweise die einzige afrikanische Mannschaft, die uns bei dieser WM 2010 erhalten bleibt.
Das zeigt aber auch, wie stark die Gruppe D eigentlich wirklich war: jeder konnte jeden schlagen und „wir“ haben wohl die stärkste afrikanische Truppe im Pool gehabt. Doch jetzt kommt mit Deutschland gegen England ein wirklicher Fußball-Klassiker, der eine „echte“ Standortbestimmung darstellt. Und ich bin mir sicher, dass die deutsche Nationalmannschaft in diesem Spiel die besten Chancen hat, weiter zu kommen.
Vorausgesetzt, dass nicht wie im Spiel gegen Serbien jedes zweite Foul mit Gelb „geahndet“ wird, und Özil wie gestern endlich mal ins Tor schießt statt nur vorbei. Dieses Traumtor hat den Marktwert von Mesut Özil sicherlich nochmal um ein paar Millionen Euro gesteigert – bin ja mal gespannt, bei welchem Topverein er demnächst landen wird.
Das Spiel durfte ich übrigens mitten in Paris im Herzen Frankreichs miterleben. Und das auch noch in einem Viertel, wo geschätzte 95% der Bevölkerung afrikanischer Herkunft sind – nur gut, dass Ghana nicht rausgeflogen ist…was die französische Nationalelf da übrigens abgeliefert hat, war auch wieder mal jenseits von Gut und Böse.
Immerhin sind die Franzosen dieses Mal nicht ganz torlos geblieben; doch auch dieser eine Ehrentreffer hat nicht viel gut machen können. Dieses grandiose Scheitern ist nur eine wohlverdiente Konsequenz für das unlautere Weiterkommen gegen die Iren. Doch nun freuen wir uns auf Deutschland gegen England!
Hi John,
das Spiel in Paris zu erleben, war sicher auf der einen Seite ein tolles Erlebnis und auf der anderen Seite kann man da nicht wirklich für Deutschland mitjubeln. Diese Erfahrung haben wir zumindest bei der WM 2006 gemacht, als wir zu Beginn der WM in den Pfingstferien auf Teneriffa waren. Überall nur Engländer, auch bei allen Großbildfernsehern. Wir sind dann tatsächlich aufs Zimmer und haben dort die Deutschlandspiele geschaut, denn mit unserer Tochter wollten wir uns ja nicht in die Höhle des Löwen begeben.
Auf jeden Fall ist es klasse, dass meinen Deutschlandfahnen und die ganze Deko noch bleibt und ich hoffe doch, dass diese bis zum Ende der WM unser Wohnzimmer und den Garten zieren. Unsere Tochter freut sich auch total, denn am Sonntag kann sie das Achtelfinalspiel ganz ansehen, weil Deutschland es geschafft hat, Gruppensieger zu sein und somit das Spiel um 16 Uhr ist.
Ich denke, das Achtelfinale schaffen wir und wenn wir dann das Viertelfinale gegen Argentinien oder Mexiko schaffen, dann ist das erstens eine tolle Leistung. Ich hoffe bloß, dass wir um Elfmeterschießen rumkommen, denn da sterbe ich immer fast vor Aufregung!
Viele Grüße
Patricia
Du spielst wohl auf dieses „Public Viewing“-Phänomen an, dem ich nicht unbedingt viel abgewinnen kann: ich schaue auch viel lieber in die heimische Glotze. Wenn man sich das so ansieht mit den 350 000 Menschen in Berlin bei einem Achtelfinalspiel…da würde ich schon leichte Platzangst bekommen.
Ich denke, dass es dieses Mal nicht zum Elfmeterschießen kommt: Deutschland wird gegen Argentinien 2:0 gewinnen;)