Gestern konnte man im Literaturhaus München zwei Autoren lauschen, die aus ihrem kürzlich erschienenen Buch „Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte“ ein paar Passagen vortrugen. Juli Zeh und Ilija Trojanow hatten für einen ausverkauften Saal gesorgt, so dass ich – mal wieder leicht verspätet (egtl. sollten alle Veranstaltungen grundsätzlich c.t. anfangen) – draußen im Foyer Vorlieb nehmen musste, wohin der Leseabend jedoch immerhin übertragen wurde.
Also lauschten meine Freunde und ich den Stimmen, die weise Worte hervorbrachten, wie: „Leben ist gelebte Unsicherheit“ oder „Sicherheit ist ein Gefühl“. Sehr viel Neues habe ich an diesem Abend nicht gehört, was aber auch gar nicht schlimm ist. Ich selber befasse mich relativ intensiv mit den Themen Überwachung im Internet, Datenschutz, (Bundes-)Trojaner etc. pp.; aber für Menschen / User, die vielleicht noch jünger sind oder für welche das Internet Neuland darstellt, mag dieses „Aufklärungsbuch“ (so wie es von den Autoren selber bezeichnet wird) durchaus hilfreich sein.
Mich hat auch einfach die Sichtweise und Herangehensweise der beiden interessiert, zumal ich von Juli Zeh schon einmal was gelesen hatte, und sie wohl zu den meistgelesenen Autoren der Gegenwart gehört. Das neueste Werk „Angriff auf die Freiheit“ habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt, werde nach diesem unterhaltsamen Abend aber evtl. noch reinschnuppern. Ich finde es wichtig, dass es immer wieder kritische Stimmen gibt, die sowohl zum reflektierten Umgang mit den neuen Medien -vor allem dem Internet- anregen, aber auch in Frage stellen, inwieweit Behörden befugt sind, in die virtuelle Privatsphäre einzudringen.
Unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung wurde von „Verunsicherungspropheten“ tatsächlich allerhand unternommen, um die Freiheit des Bürgers mittelbar einzuschränken. Ich kann mich noch gut an ein BND-Seminar zu Zivi-Zeiten erinnern, in welchem sich der Seminarleiter schon sehr darüber gewundert hatte, welche Kompetenzen polizeiliche Behörden nach 9/11 hinzugewonnen hatten. Das wäre so nicht einmal zu RAF-Zeiten denkbar gewesen.
Ich kann das selber nicht beurteilen, aber das hatte mich damals aus dem Munde eines ehemaligen BND-Juristen schon etwas nachdenklich gestimmt. Ingsgesamt glaube ich nicht, dass wir längst im Orwellschen Überwachungsstaat angekommen sind und überall gläserne Bürger herumlaufen. Damit das aber so bleibt, brauchen wir klare und sensible politische Rahmenbedingungen auf der einen, und kritisch-aufgeklärte Bürger auf der anderen Seite. Nur so können Angriffe auf die Freiheit abgewehrt, und Sicherheit gewahrt werden.
Schöner Beitrag…mich würde es auch interessieren das Buch zu lesen. Ist es auch für den netzafinen Leser interessant?
Hi Josty,
danke schön. Ich denke, dass das eine gewinnbringende Lektüre ist sowohl für den netzaffinen, als auch dem virtuellen Netz eher abgeneigten Menschen. Schadet auch nicht, mal analog etwas zu lesen;)