Am 20./21. Juli 2009 jährt sich zum vierzigsten Mal eines der größten Medienereignisse, das die Menschheit jemals gesehen hat: die Mondlandung. Um es bis zum Mond zu schaffen, gaben die USA zig Milliarden Dollar aus. Mehr als eine halbe Millionen Menschen haben an den Missionen mitgearbeitet. Seit Wochen schon werden Print-Specials zu diesem Jubiläum herausgegeben. Eine Fernsehsendung folgt auf die nächste. Die Mondlandung zieht noch heute die Aufmerksamkeit auf sich und fasziniert die Menschen.
Doch immer wieder werden auch Stimmen von Leuten laut, die Zweifel hegen, wenn es um das Mondprogramm und die NASA geht. War nicht doch alles nur eine große Verschwörung? Haben etwa clevere Fernsehteams dieses Medienereignis nur konstruiert? Ich selber war noch nie ein Anhänger von Verschwörungstheorien. Doch dass bei dem ganzen Drumherum auch viel Inszenierung mit im Spiel war, ist keine Frage.
Nicht der Mond, sondern die Erde. Quelle: NASA
Als John F. Kennedy im Jahre 1961 die Landung auf dem Mond ausrief „…to beat the Soviets“ befand man sich noch im Kalten Krieg. Die Russen hatten schon zwei Mal bewiesen, wer der Herr im Hause ist, wenn es um die Weltraumfahrt ging. Sie waren es, die 1957 den ersten Satelliten ins Weltall schossen, was den sogenannten Sputnik-Schock ausgelöst hat. Auch war 1961 mit Juri Gagarin ein Russe der erste Mensch im Weltall.
Doch als Apollo 11 letztlich erfolgreich auf dem Mond landete, war der Triumph für die Amerikaner groß. Umso größer, da die Russen kurz vorher zwei Versuche hatten, die fehl schlugen: eine Rakete explodierte, eine weitere stürzte ab. Eine wichtige Person, die in dem Zusammenhang Erwähnung finden sollte, ist Wernher von Braun. Er gilt als die größte Person der Raumfahrtgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei ist er nicht unumstritten, da er sowohl NSDAP- und SS-Mitglied war. Von Zwangsarbeitern, die für diverse Raketenprojekte der Nazis arbeiten mussten, will er nichts gewusst haben.
Ohne den Kalten Krieg wäre das Mondprogramm damals nicht möglich gewesen. Der Wettlauf zum Mond gestaltete sich als Ersatzkrieg für die größten Mächte der Welt. Doch nicht nur mit der Politik war die NASA stark verknüpft; auch die Medienindustrie, darunter vor allem das Fernsehen, hatte großes Interesse am Geschehen. Konzerne wie RCA und Westinghouse waren sowohl in der Fernsehtechnologie, als auch an der Raumfahrtindustrie beteiligt.
Auf der Website der NASA kann man viel Fotomaterial zum Apollo-Programm finden. Die wichtigste Errungenschaft im Zuge der vielen Raumfahrten war möglicherweise, dass man sich endlich der Erde als kostbaren und zerbrechlichen Planeten bewusst wurde. Die Perspektive aus dem All zurück auf die Erde haut deutlich gemacht wie klein unser Lebensraum ist. Manche Autoren gehen sogar so weit und ziehen die Linie bis zur grünen Bewegung – die NASA also als Pionier für die Umweltbewegung? Wie dem auch sei: letzlich geht es um die Erde, wen interessiert schon der Mond?
Die Mondlandung als Medienereignis
Die Mondlandung gilt es eines der größten Fernsehereignisse und Medienergeinisse überhaupt: letztlich hat die Landung Armstrongs im Fernsehen stattgefunden vor einem Milliardenpublikum an den Bildschirmen auf der Erde. Wissenschaft, Politik und Medien gingen hier eine überwältigende Allianz ein, was u.a. den Hintergrund hatte, dass die milliardenschweren Investitionen in die Technologie gerechtfertigt werden mussten:
dies fiel zu Zeiten des Krieges evtl. etwas leichter, da man ja „den Russen“ einen Schritt voraus sein musste, in einem Krieg, der nun auch bis in den Weltall reichte. Interessant wäre es, noch stärker die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bereichen herauszuarbeiten: sicherlich profitierte die Fernsehindustrie immens von der Aufmerksamkeit rund um die Berichterstattung zu den Mondfahrten, genauso wie die Politiker, welche mithilfe beeindruckender Bilder ihre Ausgaben verteidigen konnten; die Technik und Wissenschaft wurde stark gefördert, und so entstand ein sich selbst verstärkendes System der Einzelsysteme. Die Mondlandung ist sicherlich auch eine Geschichte der Superlative, sowohl was die technischen Errungenschaften als auch Ausgaben und Medienwirksamkeit anbelangt.
weiterführende Literatur:
Lenger, Friedrich und Ansgar Nünning (Hg.): Medienereignisse der Moderne, Darmstadt 2008.
Neufeld, Michael J.: Wernher von Braun. Visionär des Weltraums, Ingenieur des Krieges, aus dem Englischen von Ilse Strasmann, München 2009.
Röthlein, Brigitte: Mare Tranquillitatis, 20. Juli 1969. Die wissenschaftlich-technische Revolution (= 20 Tage im 20. Jahrhundert), München 1997.
Werth, Karsten: Ersatzkrieg im Weltraum. Das US-Raumfahrtprogramm in der Öffentlichkeit der 1960er Jahre, Frankfurt am Main 2006.
Zeit Magazin (Nr. 20, 07.05.09).
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