Heute bin ich auf meinem Streifzug durch die virtuelle Newswelt auf einen Beitrag auf SZ online gestoßen, der mich hoffen lässt: es ging um das Volksbegehren für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Ich schreibe ja auch hin und wieder etwas rund um das Thema Bildungspolitik und habe durchaus eine gewisse Dekadenz während der letzten zehn Jahre feststellen können.
Ich bin ja glücklicherweise noch in den Genuss gekommen und habe die vollen neun Jahre Gymnasialzeit absolviert, bevor dann – aus welchen Gründen auch immer – auf das sogenannte „G8“ umgeschwenkt wurde. Ich bin ja der Meinung, dass derartige Veränderungen damit zusammenhängen, dass man in manchen politischen Kreisen ansonsten kaum mehr etwas zu tun hat als einem Aktivismus nachzugehen, der zwar Millionen- oder gar Milliardenbeträge kostet, aber nicht unbedingt wirklich sinnvoll ist.
Ein „Hoch“ auf Bologna!
Ich denke da zum Beispiel auch an die tolle Rechtschreibreform, die für viel „Heiterkeit“ gesorgt hat und dann teilweise wieder rückgängig gemacht werden musste. Ein gewisser „Höhepunkt“ war nicht nur für mich sondern auch viele andere Studenten die Durchsetzung des Bologna-Prozesses, im Zuge dessen man unsere schönen alten Magister- und Diplomstudiengänge in Bachelor- und Masterstudiengänge gepresst hat. Dadurch sollten u.a. die hohen Abbrecherquoten verringert werden – in vielen Fakultäten ist heute nach wie vor zu hören, dass durch die Umstellung genau das Gegenteil passiert ist.
Erfreulich ist ja immerhin, dass es noch politische Strömungen in der Bevölkerung gibt, die sich nicht alles gefallen lassen: so konnten letztes Jahr schon die ebenfalls recht sinnfreien Studiengebühren endlich wieder eingestampft werden. Und jetzt tut sich ein neues Licht am Ende des Bildungstunnels auf: es wurden über 25000 Unterschriften gesammelt, um zumindest in Bayern die Regierung zurück auf den Pfad für mehr Bildung zu zwingen. Einmal mehr sind es dabei die Freien Wähler, welche die Initialzündung gegeben haben.
Das G9/G8 Volksbegehren
In ihrem G9/G8 Volksbegehren (eine Facebook-Seite gibt es auch) soll es eine Wahlfreiheit geben: wer das Gymnasium in acht Jahren absolvieren will, der kann das tun; doch gleichzeitig soll es auch wieder die Möglichkeit geben, die Gymnasialzeit auf neun Jahre zu verlängern. Ich persönlich halte das für eine zeitgemäße Herangehensweise, und es scheint auch so zu sein, dass die Mehrheit der Eltern und Schüler dieses Modell gut finden.
Dass es der Staatsregierung und vor allem der Wirtschaft nicht schmeckt, dass zum Einen die Schüler dann ein Jahr länger finanziell unterstützt werden müssen und auf der anderen Seite der Wirtschaft als Arbeitskräfte fehlen, da die Schüler schließlich ein Jahr später in die Arbeitswelt entlassen werden, ist klar. Doch wenn dieses zusätzliche Jahr sinnvoll gestaltet wird, dann ist allen damit geholfen.
Was auf jeden Fall notwendig ist: eine noch bessere Vorbereitung während der Schulzeit auf ein späteres Studium. Hier sehe ich den größten Handlungsbedarf. Es gibt sehr viele Abiturienten, die einfach noch nicht wissen, was sie auf der Universität erwartet, wie die Studieninhalte aussehen und wie das alles überhaupt abläuft. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Gymnasien und den Hochschulen wäre hier sehr wünschenswert.
Die Entwicklungen rund um das G9/G8-Volksbegehren lassen auf jeden Fall hoffen und zeigen, dass es noch kritische Stimmen im Volk gibt. Ich war ja während meiner Studienzeit an der LMU München teilweise schon ziemlich darüber erstaunt, dass es teilweise so wenig Proteste gab gegen die Entwicklungen à la Bologna und Studiengebühren. Doch irgendwann ist eben selbst im so reichen Bayern und gar München das Maß voll.
Juuuhuuu, jetzt werden wir alle schauer daraus , äh ne.
Immer diese unnötigen Abwandlungen im Bildungssystem, daraus wird keiner schlauer.
Naja dann blei ich eben Eisverkäufer, da bin ich wenigstens an der Quelle 🙂
Danke sehr guter Artikel! Bin komplett gegen G8 macht einfach überhaupt keinen Sinn.
Irgendwann müssen unsere Kinder wahrscheinlich mit 12 auf die Uni.
Hallo Matthias,
danke für die lobenden Worte. G8 macht je nach Schüler durchaus Sinn, jedoch sollte man den Schülern bzw. Eltern eine Wahlmöglichkeit lassen:D
Ich selbst habe mein Abitur auch mit der 13ten Klasse abgeschlossen. Und ob jetzt G8 oder G9 kommt total auf den Schüler an, also möglich das ganze in einem Jahr weniger zu lernen ist es definitiv. Wenn der Schuler danach auch schon ein klares Bild hat, welche Ausbildung, welches Studium oder welchen Job er nachegehen möchte, dann ist es vielleicht sogar sinnvoller das Abitur schneller zu machen, weil der Schüler dann auch schneller genau das machen kann was er möchte.
Wenn er aber noch nicht genau weis wohin, dann tut einem das zusätzlich Jahr schon ganz gut, um sich selbst zu finden oder zumindest darüber nachdenken zu können wohin es gehen soll.
Aber dafür gibt es ja noch die Möglichkeit ein FSJ zu machen oder mal 1 Jahr auf reisen zu gehen, solang man das Geld hat 🙂
Grüße Daidi
Hey,
guter Beitrag.
Ich persönlich habe G8 durchgemacht und finde es gut, man ist schneller fertig mit der Schule, auf die die meisten eh keine Lust haben.
Eine Wahlmöglichkeit der Schüler und der Eltern empfinde ich als problematisch, da die Schüler in der 4. Klasse keine Ahnung haben, was die Folgen sind – die Eltern vielleicht ein bisschen mehr, aber auch nicht die riesige Ahnung!
Schwieriges Thema…
Viele Grüße,
Daniel von rucksäcke-test.de
Danke für den tollen Artikel.
Ich weiß nicht ob das mit dem G8 wirklich sinvoll ist.
Also ich finds gut, wenn man die Möglichkeit bekommt seine Schulische Laufbahn flexibel auszuweiten, warum sollte man dies ablehnen? Wer möchte kann 13 KLassen machen und wer es eben drauf hat macht eben 9…Ist doch super…
Lg Alexa